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Schwere Cholera Epidemie im Artibonite Tal, über 100 Kranke im Hôpital Albert Schweitzer

Seit Mittwoch, 20. Oktober 2010 kam es am Hôpital Albert Schweitzer Haiti (HAS) zu einem Ansturm von schwer kranken Patienten mit massivem Erbrechen und Durchfällen, vorwiegend aus den Dörfern flussabwärts im Artibonite Tal. Unter der Leitung der seit anfangs September neuen Medizinischen Direktorin des HAS, Frau Dr. Silvia Ernst gelang es trotz bisher bereits 110 Patienten, davon 20 Kindern, die Situation rasch in geordnete Bahnen zu lenken. Das sonst für Katastrophen mit Verletzten vorbereitete Notfall Protokoll wurde schnell für die medizinische Notfallsituation umorganisiert und diente der raschen und effizienten Behandlung der über 100 kranken Menschen. Bereits in der ersten Nacht wurden Stuhlproben für das Nationale Labor entnommen und mit Hilfe von Spezialisten des „Center for Disease Control“ (CDC) Atlanta USA, mit denen wir auch sonst häufig in Kontakt sind, die korrekte Diagnose einer Cholera (Vibrio cholerae O1, Serotyp Ogawa) gestellt. Die Cholera ist eine sehr rasch und unbehandelt häufig durch Austrocknung und Befall von lebenswichtigen Organen tödlich verlaufende Krankheit. Sie ist eine relativ einfach durch Flüssigkeitszufuhr und Antibiotika zu behandeln, aber die Behandlung muss sehr rasch einsetzen, bevor es zu irreversiblen Schäden gekommen ist. Dafür sind Infrastruktur und personelle Voraussetzungen am HAS gegeben. Die bisher 8 Todesfälle betrafen vor allem Erwachsene (nur ein Kind), die zu Beginn der Epidemie in sehr schlechten Zustand ins Spital gebracht wurden. Die kleinen staatlichen Spitäler flussabwärts konnten die Situation bisher weniger gut unter Kontrolle bringen, wurden noch stärker mit Patienten überfüllt und berichten bisher bereits über 140 Todesfälle. Es ist dies die erste Cholera Epidemie in Haiti seit Menschengedenken. Wir hatten eine solche Epidemie nach den Unwettern und Überschwemmungen vor zwei Jahren in Gonaive erwartet, auch nach dem Erdbeben anfangs dieses Jahres in der Hauptstadt. Aber dieser Ausbruch traf die Bevölkerung völlig unvorbereitet. 

Die Kranken am HAS werden von andern Patienten isoliert und genau überwacht. Die Ärzte und das Pflegepersonal wurden in einer Sofortaktion über die hygienischen und therapeutischen Massnahmen eingehend orientiert und leisten gemäss Dr. Ernst ausgezeichnete Arbeit. Im Moment in der wir diesen Bericht schreiben trifft sich Dr. Ernst mit den Gesundheitsbehörden und benachbarten Nicht-Regierungs-Organisationen, um weitere Massnahmen für das ganze Artibonite Tal zu treffen. Wir wünschen Silvia Ernst weiterhin viel Elan für ihre schwierige Aufgabe und gratulieren ihr schon jetzt für die umsichtige und effiziente Organisation des HAS bei dieser schrecklichen Cholera Epidemie!

Live Blog direkt aus dem Hôpital Albert Schweitzer

Hier haben Sie die Möglichkeit in regelmässigen Abständen Neuigkeiten aus Deschapelles und dem Hôpital Albert Schweitzer. Dr. Ian Rawson informiert über die aktuellen Lage.

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